Fahrt nach

Erfurt

am 3.4.2007

Text von Christian Kauschinger

 

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Von der barocken Stadtfestung „Citadelle Petersburg“ aus bot sich den Teilnehmern der Osterfahrt des BLLV Neustadt ein beeindruckender Blick auf den Erfurter Dom Sankt Marien, in dem vor genau 500 Jahren Martin Luther zum Priester geweiht wurde. 

 

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Auf den Spuren Martin Luthers, der genau vor 500 Jahren in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt zum Priester geweiht wurde, wandelten die Neustädter bei einer Führung durch die mittelalterliche Altstadt.

 

Voll ins Schwarze traf der Kreisverband Neustadt des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrverbands mit der Ausflugsfahrt nach Erfurt, das erstmals im Jahre 752 von Bonifatius, dem Apostel der Deutschen, erwähnt wurde. Zirka 90 Teilnehmer machten sich in den Osterferien mit zwei Bussen auf zur Besichtigung der altehrwürdigen Luther-, Dom- und Universitätsstadt. Aufgeteilt in drei Gruppen besuchten die Pädagogen mit Hilfe sachkundiger Stadtführer die Sehenswürdigkeiten der Landeshauptstadt Thüringens. Ein besonderer Glücksfall war, dass genau vor 500 Jahren an diesem Tag, damals war es der Karsamstag, Martin Luther im Erfurter Dom zum Priester geweiht wurde. Zu diesem Ereignis ertönte auch das Glockenspiel der „Gloriosa“, das sonst nur an sehr hohen kirchlichen Feiertagen zu hören ist. Die Neustädter Lehrer konnten dem beeindruckenden Klang dieser größten frei schwingenden mittelalterlichen Glocke der Welt vor dem spätgotischen Dom Sankt Marien lauschen. Erfurt war Martin Luthers geistige Heimat, hier studierte er von 1501-1505 an der schon damals berühmten Universität, zunächst die "Sieben Freien Künste", später Theologie und – auf Wunsch seines Vaters – auch Rechtswissenschaft. Doch ein einschneidendes persönliches Ereignis veränderte radikal sein Leben: Erschreckt durch ein furchtbares Gewitter in der Nähe von Erfurt, bei dem ihn der Blitz traf, tat er das Gelübde, Mönch zu werden, und schon am 17. Juli 1505 stand er vor der Pforte des Augustinerklosters. Im 03. April 1507 wurde Martin Luther im Erfurter Dom zum Priester geweiht. Auf dem Weg durch die Stadt sah man interessante Lutherstätten, wie das Lutherdenkmal, die Michaeliskirche und die Studentenburse, welche ebenfalls Zeugen aus dieser Zeit sind. Ein Ziel war auch die fünfschiffige frühgotische Sankt Severikirche, seit dem 12. Jahrhundert Stiftskirche der Augustinerchorherren. Bis 1511 lebte Luther in diesem Kloster, dessen Bibliotheksgebäude 1945 durch einen Bombenangriff zerstört wurde, wobei 267 Tote, die im Keller der Bibliothek Zuflucht gesucht hatten, zu beklagen waren sowie Schäden im übrigen Kloster und an der Kirche. Erst nach der Wende erfolgte die Restaurierung und der Umbau des Westflügels und des Laubengang- und Gästehauses für den Gästebereich. Seit 2002 gibt es die Dauerausstellung „Bibel-Kloster-Luther in diesem Haus Die Pädagogen bestaunten auch das Chorgestühl aus dem Jahr 1280 in der Predigerkirche, in der im Mittelalter der bedeutende Theologe und Mystiker Meister Eckhart wirkte. 

Sehr sehenswert ist auch die Krämerbrücke aus dem Jahr 1325, die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas. Seit dem 13. Jahrhundert bauten die Erfurter im milden Klima des Thüringer Beckens die Waidpflanze an, aus deren getrockneten Blättern blauer Textilfarbstoff gewonnen wurde. Dieser Pflanze verdankte die Stadt ihren immensen Reichtum im Mittelalter, ein Gramm Waid wurde damals mit einem Gramm Gold bezahlt. Nicht fehlen im Besichtigungsprogramm durfte natürlich die „Citadelle Petersburg“ die einzige weitgehend erhaltende barocke Stadtfestung Mitteleuropas, von der aus sich ein beeindruckender Blick über die Stadt Erfurt und den Dom bot. Der Petersberg war über Jahrhunderte ein Kloster und zugleich eine Festung. Die Mauern, die die Festung umgeben, haben eine Gesamtlänge von zirka. zwei Kilometern und eine Höhe von bis zu 21 Metern. Diese sind schon zu fast zwei Dritteln saniert. Ähnliches trifft auf Wehrgangsmauer, Minen- und Postengänge zu. Nach historischen Unterlagen des Festungsbaumeisters Maximilian von Welsch haben die Bastionen Kilian, Michael und Leonhard ihre Wacherker wiederbekommen. Petersburg beherbergte über 100 Reichstage, in denen europäische Geschichte geschrieben wurde. Weiterhin ist es ein Denkmal der europäischen Festungsbaukunst vom 17. bis 19. Jahrhundert, und zwar in seltener Vollständigkeit. Der Petersberg war Garnison für die Schweden, die Kurmainzer, die Franzosen unter Napoleon, die Preußen, die Deutsche Wehrmacht und für die bewaffneten Organe der DDR. Am Südhang befindet sich außerdem der kleinste Weinberg Deutschlands.

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